Selly Birane Wane - OB-Kandidatin der "Liste Stark und Bunt- Gemeinsam für Wuppertal"

„Wir brauchen eine klare Vorstellung davon, wie wir hier gemeinsam leben wollen!“

24. August 2025 , Dr. Christine Leithäuser


Selly Birane Wane tritt mit der "Liste Stark und Bunt - Gemeinsam für Wuppertal" zur Kommunalwahl an. Sie kam mit 19 Jahren zum Wirtschaftsstudium nach Wuppertal, arbeitete nach ihrem Diplom als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie und engagierte sich seitdem für interkulturelle Zusammenarbeit, Patizipation und Chancengleichheit. Im Jahr 2014 öffnete sie das Swane Café in der Luisenstraße, das als Treffpunkt und Ausbildungsstätte zugleich genutzt wird.

Würde sie gewählt, will sie die Menschen in Wuppertal vielfältig unterstützen. Mit Subventionen, Beratung, Weiterbildung für Kleinunternehmen und Gründer sowie eine "freundliche" Auslegung der Verwaltungsvorschriften möchte sie die lokale Wirtschaft stärken und Jobsuchende in Arbeit bringen. Mehr Mitarbeiter in der Vewaltung, unkomplizierte Terminvergabe und mehr soziale Infrastruktur für Kinder, Geflüchtete und Senioren sieht sie als Grundlage für ein solidarisches Miteinander in der Stadt

Alle OB-Kandidaten erhielten vorab vergleichbare Fragen. Selly Wane antwortete wie folgt:


Wuppertal ist überschuldet, im Februar wurde vom Stadtrat ein Nachtragshaushalt verabschiedet. Welche Einsparungsmöglichkeiten sehen Sie für die kommenden Haushaltsjahre, um das strukturelle Defizit in den Griff zu bekommen? Würden Sie die Projekte BuGa und Pina-Bausch-Zentrum trotz des Defizits beibehalten?

Der Bund und das Land erlassen viele Gesetze und Verordnungen, die wir in Wuppertal dann umsetzen müssen, für die wir aber von denjenigen, die sie beschließen, nicht genug Geld bekommen. Das kann natürlich nicht klappen. Wegen dieser Schieflage gibt es für Wuppertal viel zu wenig Finanzmittel für viel zu viele wichtige Aufgaben. Das muss dringend geändert werden und da sind in erster Linie diejenigen Parteien gefragt, die im Land und im Bund die Regierungen stellen. Wir werden unsere Wuppertaler Bundes- und Landtagsabgeordneten auffordern, mehr Mittel für unsere Kommune bereit zu stellen. Wir bitten Wuppertaler:innen, uns dabei zu unterstützen.

Des Weiteren müssen wir unsere Wirtschaft und insbesondere kleine Betriebe stärken, denn sie schaffen Arbeitsplätze und mehr Steuern. Sie ersticken unter der unnötigen Bürokratie. Wir werden sie mit Subventionen unterstützen, damit sie Verwaltungsaufgaben meistern können und nicht schließen müssen. Unsere Verwaltung wird mit Weiterbildungen unterstützt, damit sie nach dem Motto agiert “fördern und unterstützen und weniger hindern und verhindern“. Kein kleiner Betrieb soll mehr schließen müssen.

Gründer:innen werden durch umfassende Beratung unterstützt. Dabei wollen wir auch neue Formen fördern, neue Ideen begleiten und durch eine freundliche Auslegung der viel zu vielen Vorschriften dafür sorgen, dass ein neuer Gründer:innen-Geist in diese Stadt einzieht.

Die BuGa und das Pina-Bausch-Zentrum wollen wir weiter verfolgen, dabei sollten aber immer die konkreten Verbesserungen für uns Wuppertaler im Mittelpunkt stehen, wir wollen keine Show, sondern viel Konkretes, Bleibendes und Wachsendes für die Menschen hier vor Ort. Die Bundesgartenschau kann ein Motor für die unbedingt nötige ökologische Stadtentwicklung sein - wenn Nachhaltigkeit nicht nur ein PR-Slogan bleibt. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Bauprojekte im Einklang mit dem Naturschutz erfolgen und dass die BuGa langfristige ökologische Strukturen hinterlässt. Sehr wichtig ist für uns, alle Bürger:innen Wuppertals zu diesem Prozess einzuladen. Dass wir dabei immer die Finanzen im Blick behalten werden, versteht sich für uns von selbst.


Welche konkreten städtischen Entwicklungsvorhaben würden Sie in den kommenden Jahren gerne umsetzen?

Wir investieren in besser ausgestattete Schulen und Kitas, wir erhalten und fördern Schwimmbäder und Sportplätze und alles, was unseren Kindern hilft.

Wir brauchen mehr Wohnungen, das schaffen wir durch die Aufstockung von vorhandenen Häusern und eine konsequente Bekämpfung von Leerstand. Wir implementieren ein städtisches Konzept für die Beseitigung des Wohnungsleerstandes. Wir sorgen für eine neue Plattform, die Menschen zusammenbringt: Ziel ist ein gemeinsames Wohnen von Alt & Jung, Neuzugewanderten & Studierenden. Eigentümer:innen, die ausbauen oder Leerstand aktivieren, erhalten Prämien. Wohnungslose Menschen erhalten zuerst ein Zuhause – dann Unterstützung. Ganz nach dem „Housing First“-Prinzip.

Schlafplatz vor dem geschlossenen Schauspielhaus


Wir wollen mehr städtische Pflegeheime. In diesen Pflegeheimen wird die Mitarbeit von Studierenden gefördert, die für die Pflegearbeit Mieterlass in städtischen Wohnungen erhalten. Inklusive Wohnprojekte werden durch die städtische GWG gefördert.


Wie kann man Ihrer Ansicht nach die Verwaltungsabläufe in Wuppertal verbessern, zum Beispiel beim Einwohnermeldeamt oder in der Ausländerbehörde?

Die Zustände dort sind nicht erträglich und schaffen bei den negativ Betroffenen zu Recht viel Verärgerung, Frust und Stress. Das werden wir ändern. Wir brauchen speziell in den genannten Ämtern mehr Mitarbeitende und eine bessere Digitalisierung. Gleichzeitig sollte Senioren, Menschen mit Sprachbarrieren, nicht alphabetisierten Menschen usw. die Möglichkeit eingeräumt werden, schnell und unkompliziert einen Vorort-Termin zu bekommen.

Deutschland hat erkannt, dass die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte eine Notwendigkeit ist. Weltweit entstehen Beratungszentren, um Menschen, die in Deutschland arbeiten möchten, zu unterstützen. Wir hören ständig von „Fachkräfteoffensive“, „Jobturbo“ und ähnlichen Initiativen. Diese Initiativen bringen nichts, wenn Menschen, die bereits hier sind und arbeiten wollen, keine Arbeitserlaubnis erhalten. In der Ausländerbehörde braucht es auch eine neue Arbeitskultur, eine, die Mitarbeiter:innen dabei ermutigt, ihre Ermessensspielräume zu nutzen. Eine, die nicht mehr von einer überholten Politik des Zügelns geprägt ist, sondern den Weg in die Arbeit ebnet. Die Nutzung des Ermessensspielraums muss als Dienstleistung für Bürger:innen und für die Stadt verstanden werden. Dafür braucht es mehr Weiterbildung und eine bessere Vorbereitung auf die Aufgaben der Zukunft.

Wir brauchen auch eine lokale Politik, die konsistent in ihrem Diskurs ist. Eine, die nicht gleichzeitig von Abschiebung und von Integration von Arbeitswilligen spricht. Eine lokale Politik, die diese Behörde stärkt, statt zu schwächen. Eine, die sie darin unterstützt, vorhandene Potenziale in den Arbeitsmarkt zu integrieren, statt Menschen in eine ewige Duldung zu verbannen. Es muss dringend etwas passieren. Menschen leiden und Unternehmen leiden.

Im vergangenen Jahr habe ich mich dafür eingesetzt, dass in unserer Stadt eine Härtefallkommission entsteht, die der Ausländerbehörde zur Seite steht. Die Idee fand leider keine Mehrheit. Heute bin ich mehr denn je überzeugt: wir brauchen eine solche Kommission. Getragen von allen demokratischen Kräften. Eine, die stetig zu Gunsten der schlummernden Talente und zum Wohl unserer Unternehmen entscheidet. Denn ein Stück unserer Zukunft spielt sich in der Ausländerbehörde ab.


Wuppertal hat bereits überproportional viele Geflüchtete aufgenommen. Die prognostizierte Einwohnerentwicklung für die Jahre bis 2030 zeigt zudem einen Zuwachs der Bevölkerung insbesondere für die östlichen Stadtbezirke Barmen, Oberbarmen, Heckinghausen und Langerfeld-Beyenburg, der ausschließlich auf einer Zunahme der nichtdeutschen Bevölkerung basiert. Wie wollen Sie die daraus resultierenden Probleme für die Stadt lösen?

Sehr wichtig ist es, dass Geflüchtete eine eigene Wohnung, nach dem erfolgreichen dezentralen „Wuppertaler-Wohnmodell“ bekommen. Wir wollen einen solidarischen und gut strukturierten Umgang mit Menschen, die zu uns kommen, natürlich in erster Linie aus humanen Gründen, denn diese Menschen haben alle ein Schicksal, wie auch jeder von uns.

Aber wir denken hier auch an den fehlenden Nachwuchs in vielen Bereichen und auch an den Fachkräftemangel, der jetzt schon zu vielen Problemen führt. Wieviel Potential „verschenken“ wir hier zum Nachteil der zu uns Kommenden und auch zum Nachteil der Gesellschaft? Warum dürfen Geflüchtete nicht dort mitarbeiten, wo sie uns allen sehr helfen könnten? Und wie schaffen wir es, dass sie dann ihren Lebensunterhalt in Würde selbst verdienen können? Das alles werden wir entschlossen angehen und verbessern, gerne in enger Kooperation mit Unternehmen und den Gewerkschaften.


Die Arbeitslosenquote liegt in Wuppertal seit Jahren mehrere Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. Wie bewerten Sie diese Tatsache und welche Lösungsansätze sehen Sie?

In unserer Stadt gibt es genug zu tun. Unternehmen suchen händeringend Personal. Viele Menschen möchten arbeiten und bekommen keine Arbeitserlaubnis. Hier brauchen wir mehr Mut. Es braucht konzentrierte Hilfe für geflüchtete Arbeitssuchende, denn nicht jeder Mensch kann alles machen, aber viele Flüchtlinge können mehr, wenn wir sie gut begleiten oder einfach nur ihre Ausbildung und ihre Talente schnell anerkennen. Dann machen wir das doch möglich!

Viele Menschen in unserer Stadt haben Ideen. Von diesen „Noch-nicht-Unternehmerinnen“ gibt es viele, und die müssen wir suchen, finden, unterstützen und fördern. Gar nicht mal durch Geld, hier ist ein „Möglichmachen“ viel wichtiger. Dazu gehört auch ein niedrigschwelliger Digital-Zugang für alle.

Ganz wichtig ist die Hilfe für junge Menschen, die ohne Schulabschluss sind. Was wir hier versäumen, fällt uns später auf die Füße. Wir zahlen als Gesellschaft später viel mehr, als wenn wir jetzt in diese Menschen „investieren“.

Es ist nicht nur wirtschaftlich und gesellschaftlich sinnvoll, es ist ganz einfach human. Es hilft diesen Jungen, ihren eigenen Platz zu finden, vielleicht eine Ausbildung zu machen und sich in Würde selbst zu ernähren. Und wer in Würde lebt, auch weil ihr oder ihm geholfen wurde, der und die weiß, dass es eher Hilfe braucht und keine Hetze.

Qualifizierung, Weiterbildung und Begleitung für die Integration in den Arbeitsmarkt sind von zentraler Bedeutung. Dass das Jobcenter wegen der Mittelkürzungen die Weiterbildung einstellen musste, ist ein Skandal. Gerade hier muss investiert werden, jetzt eben mit städtischen Mitteln. In diesem Bereich gibt es erprobte und erfolgreichen Modellprojekte, die unbedingt weiter gefördert werden müssen. Dazu gehört auch das Angebot von intensiven Jobcoachings für Jobcenter-Kunden.


Jeder zweite Wuppertaler hat statistisch gesehen ein Auto in dieser Stadt zugelassen. Welche Lösungen sehen Sie für den täglichen Stau in der Stadt, fehlenden Parkraum und illegales Gehwegparken?

Es ist ein tägliches Ärgernis, das es aber in Wuppertal nicht geben müsste. Seit vielen Jahren fällt den Regierenden nichts Richtiges dazu ein. Dabei ist es relativ einfach, denn es gibt schon alles, was wir brauchten, um es besser zu machen. Schauen wir doch einfach mal, wie es in Wien und in Kopenhagen gemacht wird oder wie es die Bürgermeisterin von Paris macht: Weniger Blech in die Stadt, dafür mehr Grün und mehr Blau.

Konkret: Unsere Schwebebahn muss ohne diese nervenden und außerordentlich lästigen Störungen fahren, für die Modernisierung dieses an sich großartigen Verkehrsmittels wurde mehr als ein halbe Milliarde Euro ausgegeben und die Störungen sind danach eher mehr geworden als vorher.

Die Schwebebahn ist unverzichtbar für Wuppertal und soll häufiger fahren


Die Schwebebahn muss pünktlich, so oft wie möglich und auch noch spät am Abend fahren, und es braucht mehr und verlässlicher fahrende Busse sowie mehr Orte, die erschlossen werden. Wenn der ÖPNV dabei bezahlbar bleibt, dann lassen Menschen ihr Auto auch mal stehen.

Wir unterstützen Sharing-Modelle, die umweltfreundlichen Verkehr gemeinnützig und/oder auch städtisch organisieren und wo nötig auch subventionieren. Wir werden vor allem gründlich analysieren, woran Akteure in diesem Feld regelmäßig scheitern und werden sie dabei unterstützen, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Weniger Autoverkehr führt zu weniger Parkplatzstress, und bei illegalem Parkwegparken soll dezidiert verwarnt werden.

Eine neue Studie aus Köln kommt zum Ergebnis, dass es sehr viele ungenutzte Parkplätze in der Stadt gibt, die für eine Mehrfachnutzung geeignet sind. In Summe kommen erstaunliche 70 Prozent der zu wenig genutzten Stellplätze für diese Mehrfachnutzung in Betracht. Dafür gibt es bereits clevere digitale Tools. Dieses Potential wollen wir für Wuppertal nutzen.


Der Ausbau des Radwegenetzes und des öffentlichen Nahverkehrs geht nur schleppend voran. Haben Sie eine pragmatische Lösung, wie klimafreundlicher Individualverkehr in Wuppertal gefördert werden kann?

Wir werden den ÖPNV ausbauen - mit kostenlosen Tickets für Schüler:innen und preislich attraktiven Angeboten für alle. Finanziert wird das über eine Umschichtung im städtischen Haushalt sowie die Nutzung von Landes- und Bundesmitteln zur Verkehrswende. Wir wollen das bestehende Radverkehrskonzept deutlich beschleunigen, mit sicheren Abstellmöglichkeiten und autofreien Achsen.

Zur Förderung der E-Mobilität wollen wir den Ausbau der Ladeinfrastruktur insbesondere in den Quartieren, gekoppelt mit Solargutscheinen zur eigenen Stromerzeugung. Und in der Stadtplanung müssen wir mehr autofreie Zonen, eine gesunde Verkehrsberuhigung und die konsequente Priorisierung von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr ermöglichen.

Wir wollen die Konzentration der zur Verfügung stehenden Gelder zum Nutzen derjenigen, die sich umweltfreundlich verhalten und die nicht mit viel zu viel Abgasen unsere Stadt unwirtlich machen. Im ÖPNV müssen wir mit Sinn und Verstand die vielen Chancen der Digitalisierung nutzen und durch Kooperationen mehr Möglichkeiten für alle schaffen, auch für die Radfahrer, die auch die Schwebebahn nutzen wollen. Das ist momentan schwierig, aber das kriegen wir hin.

Und wenn diejenigen, die es immer „besser wissen“, sagen: Das geht doch nicht, dann sage ich: „Klar, das schaffen wir!“ Der Beweis ist die wunderbare Trasse, auf die wir alle stolz sind: Das war die Idee eines einzelnen Menschen, der viele Mitstreiter fand, die sich über Jahre eingesetzt haben, oft gegen eine unwillige Verwaltung. Und heute fahren, laufen und spazieren wir über die Trasse und freuen uns darüber. So etwas Tolles geht hier bei uns. Diesen Willen, die Dinge zu verbessern müssen wir fördern und nicht verhindern.

Stattdessen brauchen wir eine klare Vorstellung davon, wie wir hier gemeinsam leben wollen, dann machen wir einen Plan und setzen den um – dann läuft´s!


Wie möchten Sie Sicherheit und Ordnung in der Stadt verbessern?

In Wuppertal sollte die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Ordnungsamt und den Bürgerinnen und Bürgern noch besser werden. Wir wissen: Sicherheit ist ein subjektives Gefühl, das wir alle gemeinsam stärken können und auch stärken wollen. Jede und jeder soll sich sicher fühlen und bei Bedarf die angemessene Hilfe bekommen.

Ganz klar ist für mich: Diskriminierung, zum Beispiel von Frauen und von Menschen mit anderer als weißer Hautfarbe, hat in unserer Stadt keinen Platz.

Das erreichen wir durch Beamtinnen und Beamte, die den Schutz jedes Menschen und ihren Eid auf unser Grundgesetz sehr ernst nehmen und die sich in ihrer Arbeit nicht auf den Einsatz menschenfeindlicher Systeme verlassen müssen, nur weil die NRW-Landesregierung in diese sehr bedenkliche Richtung geht.

Konkret heißt das: Zusammen mit vielen Kriminologen und Polizeiwissenschaftlern sehe ich den Einsatz des undurchsichtigen und demokratie-feindlichen amerikanischen Systems Palantir in NRW und auch in Wuppertal sehr kritisch.

Professor Dr. Martin Thüne, ein Krimalhauptkommissar a.D., sagt meines Erachtens völlig zu Recht. „Das wichtigste Kapital der Sicherheitsbehörden ist das Vertrauen der Bevölkerung. Ganz überwiegend lösen sie ihre Fälle durch Hinweisgeber, Zeugenaussagen und Menschen, die bereit sind, mit den Sicherheitsbehörden zu kooperieren.“

Wenn man dann aber z.B. als unbeteiligter Zeuge mit seinem Namen, der Adresse und mit noch vielen weiteren sehr privaten Daten in ein System wie Palantir kommt, das von Trump-Unterstützern und Demokratiebekämpfern gegründet wurde und aktuell geleitet wird, dann kann die Grundlage unserer gemeinsamen Sicherheit und unseres demokratischen Gemeinwesens schwer beschädigt werden.

Wir lehnen ganz entschieden das Racial Profiling ab, das Menschen aufgrund höchst fragwürdiger Merkmale stigmatisiert und ausgrenzt und wir wenden uns auch gegen diejenigen Politiker, die andere Menschen bewusst ausgrenzen und dadurch gefährden. Das passiert leider nicht nur im rechtsradikalen Bereich.

Wir werden Dialogplattformen unter anderem mit der Polizei initiieren und Sensibilisierungskampagnen gegen Ausgrenzung unterstützen. Wir werden uns auch dafür einsetzen, dass Hassrede gemeldet und konsequent verfolgt werden kann. Und wir werden Politiker:innen, die Ängste schüren und ausnutzen, klar zur Rechenschaft ziehen.


Welche Motivation haben Sie persönlich, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren?

Ich bin seit mehreren Jahren politisch aktiv. Power of Colour, das zivilgesellschaftliche Mouvement, das ich mitgegründet habe, hat einen Sitz im Integrationsausschuss der Stadt.

In diesem Rahmen haben wir zahlreiche Vorschläge in verschiedene Ausschüsse eingebracht, darunter: die Etablierung einer Härtefallkommission zur Unterstützung der Ausländerbehörde, die Errichtung eines Empowermentfonds für Bürger:innen und Künstler:innen, die Barrieren erfahren. Vereine in unserem Umfeld haben sich bereit erklärt, die Verwaltung ehrenamtlich zu unterstützen.

Es gab sehr viele Treffen, Ideen, Telefonate. Und am Ende kam wenig dabei raus.

Auch deshalb ist bei mir und bei vielen meiner Mitstreiter:innen der Eindruck entstanden, dass es in der Wuppertaler Kommunalpolitik nicht in erster Linie um die Sache geht. Damit meine ich nicht einzelne Kommunalpolitiker:innen. Ich ziehe vor jeder und jedem Einzelnen den Hut für sein/ihr Engagement.

Dysfunktional ist, dass Parteilogik und Klientelismus mehr zählen als die Sache. Dass Politik in ihrer jetzigen Form häufig den Eindruck erweckt, alle Partikularinteressen bedienen zu können. Und bei jede:r einzelne:r suggeriert wird, dass wir unsere eigene Verantwortung auf andere abwälzen können.

Parteipolitik und der damit einhergehende Klientelismus sind Konstrukte des 20. Jahrhunderts. Sie sind überholt und führen zu Politikverdrossenheit, weil Probleme ständig hin und her geschoben und nicht gelöst werden.

Was fehlt, ist der Mut über den Tellerrand hinaus zu schauen und einend unterwegs zu sein.

Lasst uns den Mut haben, neue Wege zu gehen und die Etablierung einer neuen politischen Kultur zu unterstützen. Alte Parteilogiken verlassen. Auf die Kraft des Zusammenkommens setzen. Einend statt spaltend. Der Sache Vorrang vor Loyalitäten geben.

Ich traue mir zu, Menschen aller Couleur über die Parteigrenzen hinweg – wohlgemerkt: demokratischen Kräfte - zusammen zu bringen. Damit beschäftige ich mich tagtäglich. Denn unsere Zukunft entscheidet sich daran, ob wir, lernen Differenzen zu überwinden und solidarisch miteinander zu sein .